Eine Disziplin begründen:
Archäologie als Universitätsfach

Winckelmann bezeichnete sich selbst nicht als Archäologen. Auch den Begriff „Archäologie“ verwendet er nicht. An der Gründung eines neuen Universitätsfaches hatte er kein Interesse. Dennoch ist sein Werk zur Grundlage einer eigenen Fachdisziplin geworden, die im 19. Jahrhundert zumeist als „Archäologie der Kunst“ bezeichnet wurde.

An diesem Prozess hatten Heynes Göttinger Neuerungen entscheidenden Anteil. Das von ihm unter dem Namen „Archäologie“ begründete Lehrangebot wurde auch von seinen Nachfolgern fortgesetzt und an vielen anderen Universitäten nachgeahmt – ebenso wie die Einrichtung einer universitären Abguss-Sammlung.

Als sich im 19. Jahrhundert der Horizont archäologischer Forschung immer weiter auszudehnen begann, entstanden neue Spezialdisziplinen wie die Prähistorische, die Vorderasiatische und die Christliche Archäologie. Für die von Winckelmann begründete Fachtradition bürgerte sich nun der Name „Klassische Archäologie“ ein. Noch heute gilt Winckelmann als Patron dieser Disziplin, die allerdings mehr und mehr bestrebt ist, sich von seinem Einfluss zu emanzipieren und neue Wege zu gehen.

Fassade des Instituto di Corrispondenza Archeologica auf dem Kapitol in Rom in einer frühen Fotografie. Die Gründung des Instituts 1829 war ein entscheidender Schritt im Prozess der Institutionalisierung der Archäologie.
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