Spuren sichern:
Winckelmann und die Farbigkeit antiker Skulpturen

Winckelmanns Interesse an der genauen Beobachtung werktechnischer Spuren konfrontierte ihn mit einer Entdeckung, die mit seinen ästhetischen Prinzipien nur schwer vereinbar erschien: Eine 1760 in Pompeji gefundene Statue der Diana zeigte reiche Reste von Bemalung. „Die Haare […] waren gelb gefärbet, auch die Augäpfel waren gemalet. Der Riem des Köchers ist rot. Der äußere kleine Rand des Gewandes ist gelb und schmal, auf dem breiten roten Streifen sind weiße Blumen gemalet. An ihrem Diadema, welches rund um den Kopf gehet, sind 10 Rosen erhaben, rot gemalet.“

Winckelmann schwankte lange Zeit, wie er die Farbigkeit von Skulpturen bewerten sollte. Unter seinen Anhängern setzte sich die Auffassung durch, es handle sich um das Kennzeichen einer naiven Frühphase oder eines geschmacklosen Spätstadiums der Kunstentwicklung.

Erst in der aktuellen archäologischen Forschung hat man sich dem Phänomen wieder intensiv gewidmet: Mit neu entwickelten naturwissenschaftlichen Methoden konnten die verschiedenen Pigmente identifiziert und auch Farbnuancen unterschieden werden. Die während der Laufzeit der Ausstellung entstehende Farbrekonstruktion basiert auf diesen Untersuchungsergebnissen, bezieht aber auch Angaben von frühen Beobachtern mit ein.

Links oben: Detailfoto der Originalstatue mit gelblichen Farbresten an den Haaren und einem kräftigen Rosa am unteren Abschluss des
Diadems.

Links unten: Schmaler gelber und breiterer rosa Streifen am
Zickzacksaum des Mantels.

Rechts: 1836 veröffentlichte
D. Raoul-Rochette die erste farbige Abbildung der Diana.

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