Das Schöne erklären:
Winckelmanns Ästhetik
Im Mittelpunkt von Winckelmanns Denken steht das Bemühen, mit strenger wissenschaftlicher Methode „die Gründe der Kunst und der Schönheit“ zu untersuchen. Überzeugt, dass es absolute Schönheit gebe und dass diese sich vor allem in der menschlichen Gestalt manifestiere, versucht er ihre Gesetze bis ins kleinste anatomische Detail zu bestimmen.
Grundsätzlich neu an Winckelmanns Ansatz ist die geschichtliche Dimension seiner Schönheitslehre. Das vollendet Schöne kann nicht jederzeit und überall entstehen, sondern ist Resultat eines historischen Entwicklungsprozesses, der nur unter außerordentlich günstigen Umständen zum Ziel führt. Nach Winckelmanns Überzeugung gelangten in der Antike nur die griechischen Künstler in der Epoche der „blühenden Freiheit“, dem 5. und 4. Jahrhundert vor Christus, bis zu diesem Gipfelpunkt.
Den Entwicklungsvorgang und seine Ursachen nicht nur abstrakt zu beschreiben, sondern anhand erhaltener Werke sinnlich erfahrbar zu machen, ist das Hauptanliegen von Winckelmanns Archäologie der Kunst.
Abbildungen zu Johann Winckelmanns Sämtlichen Werken,
hrsg. von J. Eiselein (1835) Abb. 45–48.
Winckelmanns Definition des „griechischen Profils“ – Gipfelpunkt seiner minutiösen Analyse anatomischer Details unter dem Gesichtspunkt idealer Schönheit – ist der wohl erfolgreichste und bis heute populärste Topos seiner Ästhetik.