#Stil ohne Entwicklung: Die Kunst der Ägypter

Stil ohne Entwicklung: Die Kunst der Ägypter

Schon antike Historiker bezeichneten die Ägypter als Lehrmeister der Griechen. Winckelmann widersprach dem. Die Ähnlichkeit altägyptischer und früher griechischer Kunstwerke beruhe lediglich darauf, dass die Kunst in ihren Anfängen überall „vom Einfachen und Leichteren ausgehet“. Anders als die griechische sei die ägyptische Kunst jedoch nie über einen altertümlich
steifen Frühstil hinausgelangt.

Hauptgründe für die fehlende Entwicklung der ägyptischen Kunst sieht Winckelmann in der Herrschaft einer veränderungsfeindlichen Priesterkaste, dem starren Staatsaufbau und der fehlenden persönlichen Freiheit der Künstler. Erst nach der Eroberung durch die Perser (525 v. Chr.) sei in Ägypten ein neuer, ägyptisch-griechischer Mischstil entstanden. Ein dritter, pseudoägyptischer Stil sei hingegen zur Zeit Kaiser Hadrians (177–138 n. Chr.) in Italien in Mode gekommen, als man dort nach der Übernahme ägyptischer Kulte auch die altägyptische Formensprache nachzuahmen begann. Mithilfe dieses dreiphasigen Stilmodells und präziser Detailbeobachtung am Objekt gelangte Winckelmann zu teilweise erstaunlich treffsicheren Datierungen.

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Zwei lagernde Löwen

Zwei lagernde Löwen

Originale aus grauem Granit; Rom, Vatikanische Museen
Aus der Regierungszeit des Nektanebos I. (30. Dynastie,
380 – 362 v. Chr.)
Seit dem 12. Jahrhundert in der Gegend des Isis-Heiligtums in Rom nachweisbar
Abgüsse 1974 erworben

 

Die beiden Löwen waren für Winckelmann ein wichtiger Beweis, dass es im Alten Ägypten schon erstaunlich naturnahe Tierbilder gegeben habe. Auf diesem Gebiet hätten die Künstler freier experimentieren können, während sie bei der Darstellung von Menschen an starre Regeln gebunden gewesen seien. Aufgrund der irrigen Annahme, Hieroglyphen habe es nur im frühen Ägypten gegeben, hielt Winckelmann die Löwen für viel älter, als sie wirklich sind.

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Isis lactans

Isis lactans

Material alabasterartig; Göttingen, Archäologisches Institut
Datierung ungewiss, antik ?
Fundort unbekannt
1861 aus der Göttinger Mineralogischen Sammlung an das Archäologische Institut überwiesen.

 

Dargestellt ist die Göttin Isis mit dem Horusknaben auf ihrem Schoß. Mit ihrer Rechten greift sie sich an die Brust, um ihren Sohn zu stillen. Ihr Sitz ist auf zwei Seiten von Hieroglyphen bedeckt, die Rückseite des Hockers zieren bildliche Darstellungen des Horuskindes mit verschiedenen Tieren, gekrönt vom Gesicht des Fruchtbarkeitsgottes Bes. Winckelmann beschreibt eine ähnliche Statuette im Kapitel über die Werkstoffe der ägyptischen Skulptur: „Der Alabaster wurde bei Theben in großen Stücken gebrochen, und es findet sich eine sitzende Isis, mit dem Orus auf ihrem Schoße […] in dem Museo des Collegii Romani“.

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Osiris-Statuette

Osiris-Statuette

Bronze; Göttingen, Archäologisches Institut
Aus Saqqara; 600–300 v. Chr.?
Dem Archäologischen Institut 1868 von A. Brugsch geschenkt

 

Dargestellt ist der Fruchtbarkeits- und Totengott Osiris, als Mumie einbalsamiert, mit Krummstab und Geißel in den vor der Brust gekreuzten Händen sowie der hohen Atef-Krone mit ihrer Uräusschlange und den zwei Federn als seinen Attributen. Neben seiner Mumienform mit Bezug auf die Mumifizierung kann Osiris auch mit grüner Hautfarbe in Anspielung auf seine Rolle des lebensspendenden Fruchtbarkeitsgottes oder mit schwarzer Hautfarbe als Symbol für den fruchtbaren Nilschlamm dargestellt werden. Winckelmann beschreibt ein Bild aus Herculaneum, „an welchem das Gesicht, die Arme und die Füße eine blaue Farbe haben, worinn vermuthlich eine symbolische Deutung verborgen lieget, da wir wissen, daß die Aegypter dem Bilde der Sonne, oder dem Osiris, mehr als eine Farbe gaben; und die blaue Farbe sollte die Sonne andeuten, wenn dieselbe unter unserem Hemisphero ist.“

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Ushebtis

Ushebtis

Fayence; Göttingen, Archäologisches Institut
Aus Saqqara; Spätzeit (664–332 v. Chr.)
Dem Archäologischen Institut 1868 von A. Brugsch geschenkt

 

Ushebtis waren seit dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr. eine sehr verbreitete Grabbeigabe. Die Inschriften und die Attribute dieser Figuren (Tasche und Hacke) geben den generellen Aufgabenbereich von Uschebtis zu erkennen: im Jenseits anstelle des Verstorbenen Arbeiten wie Ackerbau und Ernte zu verrichten.

Winckelmann schreibt dazu: „Es sind auch verschiedene dieser Figuren, in dem wahrhaftigen alten Stil ihrer Künstler gearbeitet, und mit Hieroglyphen bezeichnet, in dem Tempel der Isis zu Pompeji entdecket worden; und ich selbst besitze fünf kleine solche Priester der Isis […] die alle einander ähnlich, und mit einem grünen Schmelze oder Glätte überzogen sind. Es halten diese Figuren in den kreuzweis auf der Brust gelegten Händen, in der linken einen Stab, und in der rechten, nebst der gewöhnlichen Peitsche, ein Band, woran hinten auf der linken Schulter ein Täfelchen hänget.“

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Fragment einer Mumienhülle

Fragment einer Mumienhülle

Kartonage, bemalt; Göttingen, Archäologisches Institut Römisch (1.– 4. Jahrhundert n. Chr.)
Von R. Reitzenstein in Ägypten erworben 1931 von der Witwe Reitzensteins dem Archäologischen Institut geschenkt.

Bei diesem Teil einer Mumienkartonage handelt es sich um eine Art Zierhülle der eigentlichen, bandagierten Mumie, welche aus stuckierten und anschließend bemalten Leinenbinden besteht. Solche Kartonagen bedeckten in der Regel die gesamte Mumie, konnten aber auch nur bis Brusthöhe reichen. Die grün-blaue Färbung ist typisch für Mumienhüllen der römischen Zeit.

Winckelmann beschäftigte sich schon in seiner Dresdner Zeit mit ägyptischen Mumien aus der Römerzeit und veröffentlichte dazu eine kurze Nachricht von einer Mumie in dem Königlichen Cabinet der Altertümer in Dresden.

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